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Ergebnisse des Workshops „Wie kann die KAS der geringen sozialen Mobilität in Deutschland entgegentreten?“ aus der Zukunftswerkstatt 2023

Aufgabenstellung: Was kann in den verschiedenen Abteilungen der Hauptabteilung Begabtenförderung und Kultur getan werden, um einen Beitrag zur Förderung der sozialen Mobilität zu leisten? (Brainstorming in Kleingruppen mit anschließender Präsentation der Ergebnisse)

 

Akquise

Die Gruppe zur Abteilung Akquise hatte eine Bandbreite an Ideen. Aus den Erfahrungsberichten der Referentinnen und Referenten der Zukunftswerkstatt kam hervor, dass Schülerinnen und Schüler sowie Studierende aus bildungsfernen Haushalten sich einen akademischen Lebensweg, geschweige denn die Aufnahme in ein Begabtenförderungswerk, oftmals nicht zutrauen. Die Arbeitsgruppe schlug deshalb vor, auf den Social-Media-Kanälen der KAS sog. success stories zu veröffentlichen. Damit sollen Vorbilder geschaffen werden und die Möglichkeit zur Identifizierung mit der Stipendiatenschaft der Begabtenförderung gestärkt werden.

Um die Bekanntheit der Begabtenförderung zu stärken, wurde die Idee vorgestellt, die Kommunikation außerhalb der Kanäle der KAS zu stärken. Mögliche weitere Kanäle könnten Hochschulen oder Schulen darstellen. Der Abteilung Akquise sind diese Kanäle zwar schon bekannt, allerdings wurde angebracht, dass bei der Kommunikation mit Schulen und Hochschulen besonders auf die Integration von Personen aus sozial schwächeren Haushalten geachtet werden könnte.

Weiterhin brachte die Gruppe die Wichtigkeit von persönlicher Kommunikation hervor. Durch die Stärkung von persönlichem Kontakt, zum Beispiel auf Hochschulmessen, kann gezielter auf individuelle Bedürfnisse eingegangen werden. Dies kann erfahrungsgemäß bei Schülerinnen und Schülern, aber auch bei Studierenden aus bildungsfernen Haushalten einen positiven Effekt hervorbringen. Oftmals kann nämlich ein positives persönliches Gespräch viele Zweifel, Ängste und Hürden nehmen, die insbesondere in diesen Gruppierungen vermehrt im Zusammenhang mit einem Hochschulstudium und Begabtenförderungswerken auftreten.

Als weiterte Idee wurde vorgeschlagen, Akquise-Veranstaltungen als festen Bestandteil des Semesterprogramms der Hochschulgruppen zu integrieren um lokal geeignete Stipendiatinnen und Stipendiaten zu akquirieren.

 

Bewerbung und Auswahl

Aus der Gruppe zur Abteilung Bewerbung und Auswahl kam der Vorschlag, die Auswahlkommissionen während des Auswahlverfahrens besonders für die individuellen Lebenswege und Persönlichkeiten der Bewerberinnen und Bewerber zu sensibilisieren. Sie brachten hervor, dass durch die Förderung von diversen Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Hintergründen verschiedenste Perspektiven in die Begabtenförderung eingebracht werden können. Dies wirke sich nicht nur positiv auf die Vielfältigkeit innerhalb der Stipendiatenschaft aus, sondern im Ergebnis auch auf die ideelle Förderung. Hinzukommend hat die Gruppe die Erforderlichkeit des Fachlehrergutachtens für die Bewerbung kritisch angemerkt. Es wurde nämlich berichtet und vielfach auch innerhalb der Seminargruppe bestätigt, dass das Gutachten eine nicht zu unterschätzende Hürde darstellt, die viele schon an der Bewerbung für eine Förderung durch die KAS hindert. Dies liegt teilweise daran, dass insbesondere Studierende, die ein akademisches Milieu nicht gewöhnt sind, sich oft nicht als wertig genug für ein Gutachten ihrer Hochschuldozierenden einschätzen oder von dem Milieu eingeschüchtert sind. Selbst nach Anfrage bei einem Dozierenden kommt es nicht selten vor, dass die Dozierenden die Ausstellung eines Gutachtens ablehnen, weil sie nach eigener Einschätzung die betroffene Person nicht für geeignet halten. Auch bei dieser Einschätzung spielt die soziale Herkunft eine nicht zu unerhebliche Rolle. Aus diesen Gründen wurde die Frage gestellt, was mit dem Fachlehrergutachten erreicht oder bestätigt werden soll.

 

Referentinnen und Referenten

Die Arbeitsgruppe bezüglich der Referentinnen und Referenten hob den vorangegangenen Workshop zur Ausprägung von Empathie und Selbstreflexion positiv hervor. Die Reflexionsphase im Vorhinein gab den Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt die Möglichkeit über ihren eigenen sozialen Aufstieg und akademischen Werdegang zu überdenken und sich der Verantwortung und des Privilegs eines Stipendium der Begabtenförderung bewusst zu werden. Dadurch sei laut Aussagen der Teilnehmenden das persönliche Verantwortungsbewusstsein und die eigene gesellschaftliche Rolle im Zusammenhang mit den Thema sozialer Mobilität bewusst geworden. Daher empfahl die Arbeitsgruppe den Empathie- und Reflexionsworkshop auch in anderen Seminaren und Kontexten durchzuführen.

Außerdem empfand die Gruppe hilfreich, die persönlichen Lebenswege der Referentinnen und Referenten des Seminars kennenzulernen. Dadurch würden neue Perspektiven und Erfahrungen gesammelt, Vorbilder geschaffen und sogar Orientierung in der eigenen Lebensphase gegeben. Zudem merkte die Gruppe an, dass dadurch auch die ersten Hürden zur Ermöglichung eines aufrichtigen Austauschs ermöglicht wurde. Ein weiterer positiver Effekt war, dass dadurch auch die Teilnehmenden motiviert wurden, selbst als Vorbilder für Menschen in ähnlichen Lebenssituationen zu agieren. Aus diesem Grund schlug die Gruppe vor, die Referentinnen und Referenten der Begabtenförderung zu ermutigen, transparent mit dem eigenen Werdegang gegenüber ihren Stipendiatinnen und Stipendiaten umzugehen.

 

 

Berufliche Förderung

Vorgesehen ist bereits, dass in der Begabtenförderung der KAS eine berufliche Förderung angeboten wird. Als wichtig wird von der Arbeitsgruppe angesehen, dass wie in den anderen Förderbereichen eine persönliche Betreuung sichergestellt wird, die vergleichbar mit derer durch die Vertrauensdozierenden und Referentinnen und Referenten ist. Den Stipendiatinnen und Stipendiaten sollen die gleichen Möglichkeiten zur persönlichen und fachlichen Betreuung angeboten werden wie in den schon bestehenden Förderbereichen.

Zudem sollte eine vollwertige Eingliederung in die ideelle Förderung geschehen, die eine Integration in die KAS und deren Förderungsprogrammen gewährleistet, aber gleichzeitig die eingeschränkte zeitliche Flexibilität der Auszubildenden gebührend berücksichtigt. Auszubildende und Berufstätige stehen nur begrenzt Urlaubstage zur Verfügung und sind an feste Arbeitszeiten gebunden, die es in vielen Fällen erschweren, an einwöchigen oder solchen Seminaren teilzunehmen, die unter der Woche stattfinden. Daher wurde als Vorschlag vorangebracht, besonders auf Seminarangebote über Wochenenden zu achten und beispielsweise Grundlagenseminare auf zwei aufeinanderfolgende Wochenenden aufzuteilen. Weiterhin kam die Idee auf, anstelle von Aufbauseminaren mehr Kompaktseminare als Ausgleich zu absolvieren.

Dass Auszubildende im Gegensatz zu Studierenden ein regelmäßiges Einkommen erhalten, sollte nach Ansicht der Gruppe nicht der Auszahlung der Studienkostenpauschale in Höhe von 300,- EUR entgegenstehen. Auch Auszubildende verfügen oft nur über ein geringes Einkommen und insbesondere durch die Förderung entstehende Kosten in Form von Fahrtkosten, Teilnahmegebühren, ect. könnten durch die Pauschale gedeckt werden. Damit soll sichergestellt werden, dass auch Stipendiatinnen und Stipendiaten der beruflichen Förderung vollumfänglich am Seminarprogramm und der ideellen Förderung teilnehmen können.

 

Senkrechtstarter

Auch die Arbeitsgruppe für das Senkrechtstarter-Programm hatte viele gute Ideen. Unter anderem schlug sie weitläufige Plakataktionen, z.B. im öffentlichen Personennahverkehr, vor, um auch Personen zu erreichen, die sich nicht bereits im akademischen Umfeld aufhalten oder gezielt nach den Angeboten der KAS und Senkrechtstarter suchen.

Außerdem brachten sie die Ausweitung der Ansprechorte und Anknüpfungspunkte auf beispielsweise ländliche Regionen aber auch Elternabende und Jugendhäuser hervor, um noch mehr Personen auf das Angebot der Senkrechtstarter aufmerksam zu machen und auch die Elternhäuser in die Aufklärung über ein Studium mit einzubeziehen.

 

Politische Gruppen

Die Gruppe empfand, dass der wichtigste Aspekt in der Zusammenarbeit mit politischen Gruppen zur Förderung der sozialen Mobilität die Schaffung von Räumen für Diskurs ist. Mithilfe der CDU, der JU und dem RCDS sollen Interessenten und hoffentlich auch zukünftige Stipendiatinnen und Stipendiaten erreicht werden. In den genannten politischen Gruppen soll zusätzlich Werbung und Aufklärung über die Begabtenförderung der KAS stattfinden. Dies wird als sinnvoll erachtet, weil so bereits parteinahe Personen erreicht werden können, die eventuell außerhalb des akademischen Milieus tätig sind und durch das Angebot und die Hilfestellungen der Begabtenförderung zu einem Studium ermutigt werden können.

Im Rahmen des RCDS kann hinzutretend Werbung und Aufklärung über die Begabtenförderung gezielt an den Hochschulstandorten angeboten werden. Dazu sei beispielsweise an gemeinsame Veranstaltungen zu denken.

All diese Ideen und Vorschläge sind selbstverständlich unter der Wahrung gesetzlicher Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.

 

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Zuletzt beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe mit den Handlungsmöglichkeiten der Stipendiatinnen und Stipendiaten zur Förderung der sozialen Mobilität innerhalb der Begabtenförderung.

Es wurde vorgeschlagen, dass man die eigenen Kontaktpunkte und Weichensteller im persönlichen Werdegang nutzen könnte. Beispielhaft wurden die ehemaligen Schulen und eigenen Sportvereine genannt, um dort Aufklärung über Begabtenförderungswerke und das Studium anzubieten.

Zudem wurde angebracht, dass Hochschulgruppen ihre Stammtische für andere Förderwerke und Berufsgruppen öffnen könnten, um einen Perspektivaustausch zu ermöglichen. Hieran anknüpfend kam auch die Idee auf, begabtenförderungswerkübergreifende Veranstaltungen zu organisieren, wie Turniere und Wanderungen. Die gleiche Möglichkeit besteht auch gegenüber anderen gesellschaftlichen Organisationen, die sich für die Förderung von sozialer Mobilität einsetzen. Ziel all dieser Ideen sind der gemeinsame Austausch, Diskurs und Perspektivwechsel, die durch die Veranstaltungen gefördert werden sollen.

Hinzukommend hatte die Gruppe die Idee, dass Stipendiatinnen und Stipendiaten ein nicht- akademisches Praktikum als Ersatz für die Teilnahme an einem Seminar der ideellen Förderung absolvieren könnten. Diese zusätzliche Option soll einen Ansporn für die Stipendiatinnen und Stipendiaten sein, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Während der Zukunftswerkstatt kam vermehrt die wichtige Rolle von Mentorinnen und Mentorin im sozialen Aufstieg hervor. Aus diesem Grund betonte die Arbeitsgruppe die wichtige Aufgabe des Senkrechtstarter-Programms, an dem sich jede Stipendiatin und jeder Stipendiat beteiligen kann. Aber auch nach der Förderungszeit gibt es Möglichkeiten eine Mentorenrolle als Altstipendiatin oder Altstipendiat anzunehmen, sei es individuell oder im Rahmen des Mentoring-Programms des Vereins der Altstipendiaten.