Vorbereitung
Vorweg muss ich direkt sagen, dass es im Vorfeld wirklich einiges zu organisieren und vorzubereiten gibt, aber den Aufwand ist es definitiv wert. Vancouver ist eine fantastische Stadt und dieses Auslandssemester gehörte definitiv zu einer der besten Erfahrungen in meinem Leben. Ich bin über das „Global Exchange Program“ der Universität Bonn an die University of British Columbia (UBC) in Vancouver gegangen, wurde aber von der KAS finanziell unterstützt. Die Vorbereitungen, zu denen auch ein offizieller Englischtest, Professorengutachten und ein Auswahlgespräch gehörten, habe ich circa 1,5 Jahre vor meinem eigentlichen Aufenthalt begonnen. Gerade auch das Thema Housing, Krankenkasse und Visa nehmen einige Zeit ein, weshalb man früh genug mit der Planung beginnen sollte. Auf der Website des International Office (Go Global) der UBC sind alle Infos über die konkrete Bewerbung vor Ort nochmals übersichtlich dargestellt (https://global.ubc.ca/go-global/coming-ubc-study-abroad/coming-ubc-exchange).
Ich hatte das Glück, dass ich in das Student Housing, also ein Wohnheim auf dem Campus, reingekommen bin. Ich habe in Fairview gewohnt, was meines Erachtens eine nettere Atmosphäre hatte, als Walter Gage. Jedem der kein On-Campus-Housing bekommt, würde ich empfehlen, zu versuchen, möglichst nah am Campus zu wohnen (zum Beispiel in Kitsilano oder Jericho Beach). Der Campus liegt etwas außerhalb und die meisten Events finden hier statt. Generell sollte man auch erwähnen, dass Leben vor Ort relativ teuer ist. Mal abgesehen von den knackigen Mietpreisen, ist auch das Essen sehr teuer. Zudem haben wir auch viele Ausflüge in die Umgebung gemacht (zum Beispiel nach Vancouver Island oder in die Canadian Rocky Mountains), die man sich auch nicht entgehen lassen sollte, da die Landschaft und die atemberaubende Natur ein großer Teil des Abenteuers in Kanada sind. Für das Auslandssemester sollte man daher (selbst wenn man günstig lebt) etwa 10.000 Euro angespart haben.
Studium an der UBC
Ich habe drei Kurse mit jeweils drei Credits an der UBC belegt. Ich muss ehrlich sagen, dass die Anzahl an Kursen (zumal die Kurse mehrfach die Woche stattfinden und man regelmäßig Abgaben und Midterms hat) voll und ganz ausreichend ist und würde es auch jedem empfehlen, wenn nicht nötig, nicht mehr Kurse zu belegen. So war es für mich eine angenehme Mischung aus Unialltag und Freizeit für Ausflüge und Wochenendtrips. In Kanada gibt es mehrere Level bei den Kursen, desto höher das Level, desto anspruchsvoller und zeitintensiver der Kurs. Ich hatte zwei 300-Level-Psychologie- und einen 200-Level-Psychologiekurs. Das war perfekt. Generell ist das kanadische System sehr viel verschulter als in Deutschland, wodurch man im Semester bereits mehr leisten muss. Dafür lastet aber am Ende nicht mehr so viel Druck auf der finalen Klausur. Meine Kurse waren sehr interessant und die Vorlesungen waren bereits so interaktiv, wie Seminare in Deutschland, was mir sehr gut gefallen hat. Durch die Midterms in der Mitte des Semesters musste ich zudem auch nur noch die Hälfte des Stoffes am Ende des Semesters lernen, was ich sehr entspannt fand.
Ansonsten ist noch erwähnenswert, dass es total toll ist, dass die UBC eine Campus-Uni ist. Der Campus ist super schön, hat mehrere eigenen Strände (Favorits: Tower und Wreck Beach) und ist von drei Seiten umgeben vom Meer. Gerade zu Beginn des Semesters gab es viele Sportveranstaltungen, wie Football Homecoming oder Ice-Hockey und auch der AMS Student Club (so etwas wie die Studentenvertretung) hat sich in den Welcome-Wochen viel Mühe gegeben und ständig Events angeboten. Zudem läuft jeder zweite Student in einem UBC-Pullover über den Campus (die man im Bookstore auf dem Campus kaufen kann), was auch nochmal das Gemeinschaftsgefühl gestärkt hat. Durch das ganze Campusleben habe ich mich direkt sehr wohl und verbunden zur UBC gefühlt.
Alltag und Freizeit
Vancouver hat so unfassbar viel zu bieten und ist einfach eine fantastische Stadt für einen Austausch. Nun muss man zugeben, dass die Stadt selbst wirklich groß ist und ein gewisses Lebensgefühl mitbringt (immerhin gibt es einen riesigen Stadtpark (Stanley Park), mehrere Strände mit einem Bergpanorama im Hintergrund und unfassbar vielfältige Kulturen und dadurch sehr viel leckeres Essen). Das eigentliche Highlight ist jedoch die atemberaubende Natur unmittelbar rund um Vancouver! Ich hatte so eine tolle und erfüllte Zeit, in der ich sehr viele neue Sachen ausprobieren konnte (vor allem in sportlicher Hinsicht ist Vancouver ein Traum). Gerade zu Beginn des Semesters war das Wetter wahnsinnig gut und wir waren jedes Wochenende wandern, Kajak fahren oder haben Sonnenuntergänge am Strand geguckt. Generell kann ich auch sagen, dass es während meines Aufenthalts in Vancouver nicht viel geregnet hat (Klischee „Raincouver“ hat gar nicht zugetroffen).
Generell haben wir unfassbar viel unternommen: von schwimmen und surfen über klettern (in dem großen Gemeinschaftsgebäude auf dem Campus, das „Nest“, gibt es einfach eine Kletterhalle) bis hin zu Schneewanderungen und Ski fahren. Ich bin außerdem dem Outdoor Club (VOC) beigetreten, bei dem man sich gratis Wanderausrüstung, Schneeschuhe und Cross Country Skis ausleihen kann und die zudem auch coole Ausflüge organisieren, bei dem man wiederum auch kanadische Studierende kennenlernt. Jeder der Bock auf Outdoor hat, sollte hier also unbedingt beim Club Fair (ein Event ganz am Anfang, wie bei Pitch Perfect, wo sich alle Clubs mit Ständen vorstellen) beitreten. Aber auch wenn ihr nicht die größten Outdoor-Junkies seid hat Vancouver viel zu bieten. Kulturell ist die Stadt sehr divers, es gibt einen großen Food-Market auf Granville Island und viele Cafés.
Fazit
Das Auslandssemester war eines der tollsten und wertvollsten Abenteuer meines Lebens. Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe werde ich schon ganz wehmütig und würde am liebsten sofort wieder zurück! Vancouver ist eine tolle Stadt mit viel Lebensqualität, dadurch dass das Meer und die Berge in unmittelbarer Nähe sind. Auch die UBC ist eine großartige Uni. Ich habe bei meinem Auslandssemester viel über mich gelernt, tolle Leute aus der ganzen Welt kennengelernt und viel erlebt. Ich würde es jedem wärmstens ans Herz legen nach Vancouver zu gehen! Falls ihr noch Fragen habt könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben (cara.duehr@web.de).
Allgemeine Tipps von mir:
- Unbedingt vorher der Facebookgruppe, die von Go Global für alle Exchange Students angelegt wird, beitreten! Hieraus haben sich mehrere Whatsapp-Gruppen gegründet, worüber sich gerade in den ersten Wochen Treffen mit anderen Exchange Students ergeben haben.
- Ich bin zwei Wochen vor Semesterstart nach Vancouver gereist was die allerbeste Entscheidung war! So konnte ich bereits in Ruhe die Stadt und ein wenig die Umgebung kennenlernen, ohne den ganzen Unialltag direkt im Nacken sitzen zu haben (im Gegensatz zu Deutschland starten Abgaben und Tests nämlich bei der Uni bereits in der zweiten Woche). Super viele internationale Studis sind bereits einige Tage früher angereist, sodass ich vorab schon viele Leute kennengelernt habe, mit denen ich dann tatsächlich auch am meisten im Semester Zeit verbracht habe.
- Persönliche Highlight-Wanderungen: Bowen Island (ohne Auto machbar), Garibaldi Lake (plus Panorama Ridge für Sportliche), Joeffrey Lake (bis zum dritten See hochwandern), Tunnel Bluff/ Lions Bay (auch ohne Auto machbar), Wanderung zur Brew Hut des VOCs mit einer Übernachtung und 50/40 Peak auf Vancouver Island
- Falls ihr habt solltet ihr auf jeden Fall einen Schlafsack und eine Isomatte einpacken. Wir haben gerade zu Beginn viele Campingausflüge/Hüttenwanderungen gemacht und viele Leute mussten sich dann solche Campingsachen noch kaufen.